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Löwengeschwader

______________________________________________________________________ 60 In den folgenden Jahren blieb das „Ehrenmal“ immer wieder Zielpunkt der Kritik: Flugblätter informierten über die Geschichte des KG 26, die Lüneburger Geschichtswerkstatt machte auf ihren antifaschistischen Stadtrundgängen hier Station und klärte die Teilnehmer/-innen auf, informierte auch in ihrer Schrift „Lüneburg unter dem Hakenkreuz“ über den historischen Hintergrund. Jugendliche Teilnehmer/-innen der „antifaschistischen Stadterkundung“ der örtlichen VVN-BdA suchten diese Stätte auf und machten sich ein Bild und auch öffentliche Aktionen am Volkstrauertag machten auf diese „Stätte der Schande“ aufmerksam (s.S. 3). Graffitis waren an der Stele zu sehen, etwa die Frage „Was war mit Gernika?“ und die Aufforderung „Ehrt keine Mörder!“, die aber lediglich zu LZ- Leserbriefen führten, in denen sich die bekannten Protagonisten über „Gewalt am Ehrenmal“ und über „Schmierereien“ beschwerten. Auch eine „Initiative gegen das kriegsverherrlichende Flieger-„Ehren“-Mal“, die sich unter Mitwirkung des ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Hansen gründete und im November 1997 eine Informationsveranstaltung durchführte, brachte kein Umdenken in der Ehrenmal- Frage. Der Oberbürgermeister hatte es nicht einmal nötig, auf eine Einladung zu antworten; die Landeszeitung berichtete nicht. Neben der Stadt Lüneburg bereits ab 1956 nahm nun zusätzlich die Jugendorganisation der Neonazi-Partei „NPD“ dieses „Ehrenmal“ in ihre „Obhut“: Mit Harke und Spaten rückten die Lüneburger „Jungen Nationaldemokraten“ öfters an, um die Umgebung der KG 26- Stele zu pflegen und dabei auf Flugblättern den verdutzten Passanten mitzuteilen: „Unsere Soldaten waren keine Verbrecher! Aus dieser tapferen Einheit sind insg. 23 Ritterkreuzträger hervor gegangen.“(18) Und auch die Neonazi-Partei DVU war am „Ehrenmal“ anzutreffen, auch gemeinsam mit CDU-Ratsfrau Renate Meins ( sie erhielt 2000 das Bundesverdienstkreuz vom Oberbürger-meister Mädge angelegt). Das offizielle Lüneburg schwieg beharrlich: Der Rat der Stadt Lüneburg befasste sich eben sowenig mit diesem Thema wie der zuständige Kulturausschuss. Dieser konnte sich noch nicht einmal zu einer öffentlichen Podiumsdiskussion oder einer ähnlichen Form des öffentlichen Gesprächs entschließen, obwohl er dazu mehrfach aufgefordert wurde. Zum symbolischen Antikriegstag 2001 (1. September) dann eine Wende: Die Landeszeitung schlagzeilte: „Der Adler des Ehrenmals an der Lindenstraße ist verschwunden“ und berichtete weiter: „Auch wenn derzeit noch Beweise für einen Anschlag fehlen - daran, dass der Adler plötzlich fliegen gelernt hat, glaubt wohl nie- mand.“ Und jetzt end- lich sollte auch der Kulturausschuss der Stadt über dieses „Ehrenmal“ diskutieren: „Für Stadtdirektor Peter Koch ist das Ehrenmal an der Lindenstraße ein Dauerthema. „Es muss sehr oft gereinigt werden, denn Verwahr- losung können wir uns nirgendwo erlauben. Aber das verschlingt unglaublich viel Geld", stellt er fest. Koch ist zudem überzeugt, dass die „Schmierereien nicht nachlassen werden". Für ihn stelle sich daher die Frage, ob „das Ehrenmal dauerhaft überhaupt auf Akzeptanz in der Bevölkerung stößt". Stadtdirektor Peter Koch will das Thema in der nächsten Sitzung des Kulturausschusses des Stadtrates zur Sprache bringen und eine öffentliche Debatte anregen.

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