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Löwengeschwader

______________________________________________________________________ 54 Eine Änderung dieses Weltbildes erfolgte erst Mitte der 80er im bürgerlichen Lager, nachdem außenpolitische Rücksichtnahmen dieses angeraten sein ließen, die antifaschistische und die Friedensbewegung sich Gehör verschaffen konnten, die Ostverträge einen veränderten Blick auch auf die historischen Realitäten verlangten, vor allem aber weil die Träger der alten NS- Ideologie und Politik wegen ihres Lebensalters nicht mehr aktiv oder bereits gestorben waren. Ein Teil der konservativen Elite rückte nun vom längst nicht mehr haltbaren Bild der Betrauerung der „heldenhaft kämpfenden deutschen Soldaten“ ab und näherte sich den historischen Realitäten an. Der 8. Mai des Jahres 1985 wurde zu einer Art Zäsur, sowohl bundespolitisch als auch im lokalen Rahmen der Stadt Lüneburg. Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik rückte in einer offiziellen Feierstunde im Bundestag ein Bundespräsident (von Weizsäcker) von der bis dato identitätsstiftenden These vom 8. Mai 1945 als „Tag der Kapitulation und der Trauer“ ab: „Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.“ Zum ersten Mal auch in der BRD-Geschichte der Stadt Lüneburg kamen an diesem Tag zur Mittagsstunde mehrere hundert Menschen Am Sande zusammen, um aus Anlass dieses „Befreiungstages“ an einer antifaschistischen Kundgebung teilzunehmen. Das „offizielle Lüneburg“ aber sah sich nicht veranlasst, einen „Befreiungstag“ zu begehen, sondern traf sich am selben Tage mit einer Abordnung am „Löwengeschwader- Ehrenmal“ in der Lindenstraße. Einen Einblick in diese Lüneburger Vorkommnisse am KG 26-„Ehrenmal“ und damit in die politische Atmosphäre der damaligen Zeit bietet ein Artikel der Alternativ-Zeitung „Moin“ vom Juni 1985, der deshalb hier in Auszügen wiedergegeben wird: „Voran Frau Dr. Barbara Loeffke, BdV- Kreisvorsitzende (Bund der Vertriebenen, d. V.) und tagsüber in der Hauptgeschäftsführung der Industrie- und Handelskammer zuständig für Öffentlichkeitsarbeit und Erwachsenenbildung (!). Ferner auffällig zwei hohe Bundeswehroffiziere in voller Uniform … Eingefunden hatte sich auch ein Vertreter aus der Richterschaft. Wohlgelitten in diesem Kreis – eine Delegation der NPD, deren Kranz (mit deutlich sichtbarer Aufschrift) einträchtig neben dem Kranz des BDV zu liegen kam. Man erwartete noch höheren Besuch. Ein BdVler: „Herr Nickel (Oberbürgermeister, CDU, d. V.) wollte auch noch kommen!“ Mittlerweile hatten sich etliche Bürger eingefunden, die … aufgrund der Kleidung sogleich als „nicht dazugehörig“ eingestuft wurden. Sie sollten doch gefälligst schleunigst verduften, am besten nach drüben… Denn nun sollte die Feierstunde beginnen. Die Akkordeonspielerin bezog am Denkmal Stellung, ebenso zwei junge Fackelträger. Auch die Demonstranten waren immer noch da. … Frau Dr. Loeffke trat vor die Vertriebenen und stattete in einer Rede der faschistischen Wehrmacht als den „Verteidigern der Heimat“ ihren Dank ab. Die Polizei drängte zum Abbruch, denn die Versammlung war nicht angemeldet. Kundgebung am 8. Mai 1985 vor der IHK Am Sande

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