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Löwengeschwader

______________________________________________________________________ 57 der CDU), blieben die Lüneburger Eliten bei ihrem alten, lediglich leicht modifizierten Bild: Die faschistische Wehrmacht konnte nicht mehr gänzlich „in ihrer Verstrickung in das NS-System“ freigesprochen werden, war doch der II. Weltkrieg nunmehr als Angriffskrieg definiert und konnten auch diverse Kriegsverbrechen nicht mehr abgestritten werden. Ein positives „Ansehen der Wehrmacht“ wurde deshalb in einen Bereich hin verschoben, wo ein nationalistisches Bewusstsein verortet wurde ebenso wie eine größere Anzahl von Trägern solcher Einstellungen: Die NS-Wehrmacht wurde nunmehr völlig von ihrer verbrecherischen Rolle gelöst und als „Verteidiger der Heimat“ umdefiniert und positiv besetzt als jener militärische Verband, der in einem „verzweifelten Verteidigungskampf“ gegen die Rote Armee aufopferungsvoll und zu Recht gekämpft habe. Die vom Ratsherren Schimmelpfennig vorgetragene Lüneburger Mehrheitsmeinung, dass die Rote Armee ihren Befreiungskampf an ihrer Staatsgrenze hätte beenden müssen, impliziert zwar, dass der deutschen Faschismus hätte fortwirken und die Konzentrationslager ihre Vernichtungsarbeit auch ab 1944 hätten weiterführen können, aber diese Konsequenzen standen den rechtskonservativ-neofaschistischen Gruppierungen des Jahres 1985 als historisches Deutungsmuster identitätsbildend nahe. Die wesentlich stärkere Zusammenarbeit von Vertriebenenverbänden, Neonazis und Rechtskonservativen als zuvor ist aus dieser Ideologie zu erklären, zumal, anders als in anderen Städten, aus historischen Gründen (Zuzug von vielen Umsiedlern und Flüchtlingen nach 1945) ein großes Wählerreservoir für die örtliche CDU und FDP vorhanden und noch nicht „ausgeschöpft“ war. Mehrere Leserbriefe der LZ der folgenden Tage nahmen Bezug ausschließlich auf diese Rolle der Wehrmacht als „Verteidigungsarmee“ wie etwa dieser vom 4.6.1985 von einem „Kameradschaftsführer“ des KG 26, der gar seine Meinung „im Namen aller ehemaligen Soldaten der Wehrmacht“ formulierte: „... frage ich mich als alter Lüneburger und Kameradschaftsführer des ehemaligen Löwengeschwaders K.G. 26, was ist in unserer schönen Stadt Lüneburg los? Eine Kranzniederlegung für gefallene Soldaten an unserem Ehrenmal und die letzte Ratssitzung wurden gestört. Ich selbst habe als Kameradschaftsführer des K.G. 26 der Kranzniederlegung beigewohnt und war über den Verlauf dieser Kundgebung empört. Ist es denn in der Bundesrepublik wirklich schon so weit gekommen, daß man der Soldaten und Gefallenen nicht mehr gedenken darf, die ihr Leben bei der Verteidigung der deutschen Ostgebiete eingesetzt haben? Über den Verlauf der Kranzniederlegung ist ein ausführlicher Bericht gefertigt worden, der dem Innenministerium in Niedersachsen zugeht. Wir ehemaligen Soldaten der Wehrmacht wehren uns gegen die Äußerung der Grünen Ratsherrin Hedda Ullrich in der Ratssitzung am 23. Mai 1985 „Alle Soldaten sind Mörder"…Im Namen aller ehemaligen Soldaten der Wehrmacht möchte ich mich bei den Ratsherren bedanken, die unter Protest die Ratssitzung verließen. ..“ Gerhard Kahlert, Ostpreußenring 50, Lüneburg Vier Jahre und ein „Attentat“ auf das KG 26- Ehrenmal später (das Löwenschild und der Adler auf der Stele befanden sich plötzlich in einer schiefen Position) führte ein Artikel in der Landeszeitung zu einer hitzigen LZ- Leserbriefdebatte und zu weiteren Taten: Der Lüneburger „Heimatforscher“ und vormalige Superintendent des Kirchenkreises Bleckede, Erich Hessing, beschäftigte sich in einer Artikelserie mit „Denkmäler in Lüneburg“, die zwar allersamt grundiert waren mit nationalistischen Auffassungen, aber da – im Gegensatz zu den übrigen Reiter- u.a. Denkmälern – die Geschichte des KG 26 nicht mehr gänzlich unbekannt war, entzündete sich hier die Kritik.

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