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Für eine Liebe

Einleitung Den Frauen, über die hier berichtet wird, gebührt Respekt und Anerkennung. Sie lebten ihr B dürfnis nach Wärme, Liebe, Zärtlichkeit, vielleicht auch Anerkennung oder sexuelle Lust und kö perliches Verlangen aus, obwohl ihnen in den meisten Fällen klar war, dass dieses verboten war, ihr Tun für sie und ihren Liebhaber gravi rende Folgen haben kann. Sie s nicht um die Nazi-Gesetze, um verfolgende Ric ter und Staatsanwälte, sondern dachten an ihr individuelles Empfinden und das ihres Liebsten. Sie durchbrachen das tief verwurzelte rassist sche „gesunde Volksempfinden“, indem ihrem Gegenüber nicht den französischen Feind oder „bolschewistischen Untermenschen“, so dern den Mitmenschen und liebenswerten Mann sahen. Ihre Zuneigung und Liebe zu einem Me schen werteten sie höher als die praktizierte Sklavenhalterideologie ihrer Umgebung, die in den Kriegsgefangenen keine menschliche W sen, sondern lediglich nützliche und rechtlose Arbeitskräfte sah. Sie lebten im Privaten Me schlichkeit in der unmenschlichen Umgebung des deutschen Faschismus, der seinen Hass gegen alles „Volksfremde“, den Kriegsgefang nen, gespeist durch eigene unterdrückte Sexual tät, ebenfalls richtete gegen vermeintlich abwe chendes Liebesverhalten. Die Frauen wurden als Täterinnen scharf verfolgt, gebrandmarkt und öffentlich gedemütigt. Über eine solche öffentliche Demütigung und Brandmarkung einer jungen Frau in Handorf berichteten Ende Juni 1940 Regionalzeitungen im NS-Gau Ost-Hannover. Die LA schrieb im Nazi-Jargon: Einleitung 3 Den Frauen, über die hier berichtet wird, gebührt lebten ihr Be- dürfnis nach Wärme, Liebe, Zärtlichkeit, vielleicht auch Anerkennung oder sexuelle Lust und kör- perliches Verlangen aus, obwohl ihnen in den meisten Fällen klar war, dass dieses verboten war, ihr Tun für sie und ihren Liebhaber gravie- en haben kann. Sie scherten sich Gesetze, um verfolgende Rich- ter und Staatsanwälte, sondern dachten an ihr individuelles Empfinden und das ihres Liebsten. Sie durchbrachen das tief verwurzelte rassisti- sche „gesunde Volksempfinden“, indem sie in ihrem Gegenüber nicht den französischen Feind oder „bolschewistischen Untermenschen“, son- dern den Mitmenschen und liebenswerten Mann sahen. Ihre Zuneigung und Liebe zu einem Men- schen werteten sie höher als die praktizierte er Umgebung, die in den Kriegsgefangenen keine menschliche We- sen, sondern lediglich nützliche und rechtlose Arbeitskräfte sah. Sie lebten im Privaten Men- schlichkeit in der unmenschlichen Umgebung des deutschen Faschismus, der seinen Hass fremde“, den Kriegsgefange- nen, gespeist durch eigene unterdrückte Sexuali- tät, ebenfalls richtete gegen vermeintlich abwei- chendes Liebesverhalten. Die Frauen wurden als Täterinnen scharf verfolgt, gebrandmarkt und fentliche Demütigung und Brandmarkung einer jungen Frau in Handorf berichteten Ende Juni 1940 Regionalzeitungen Hannover. Die LA schrieb im Tatsächlich aber war ein eher harmloser Zw schenfall Auslöser der selbstherrlichen Best fung des Mädchens gewesen (1): Die 16 Anita V. arbeitete als Hausangestellte beim B cker Hennig Neben in Handorf und ging an e nem Sonntag mit Freundinnen im Flüsschen Rottau am Ortsrand baden. Unter Aufsicht eines Wachmanns besuchten kurz darauf französische Kriegsgefangene ebenfalls diese Badestelle. Die Freundinnen suchten daraufhin eine andere Badestelle in der Nähe auf, aber das Mädchen musste noch einmal zurück, weil es etwas vergessen hatte. Sie wurde dort von den Kriegsgefangenen a wortete. Diesen „Vorfall“ teilte der Wachmann der Kriegsgefangenen umgehend dem Gendarm rie-Hauptwachtmeister Bruno Saar in Handorf mit, welcher das Mädchen verwarnte und gleichzeitig den Ortsgruppenleiter Henning Koops informierte, der Hartmann in Buchholz meldete. Beide, Koops und Saar, verhörten daraufhin das Mädchen auf ihrer Arbeitsstelle, in der Bäckerei. Gebäude der früheren Bäckerei H. Neben in Handorf Bäcker H. Neben erklärte 1947 in einem Ermit lungsverfahren: „Wie ich später erfuhr, wurde das eingeschüchterte Mädchen gefragt, ob sie in das Zuchthaus wolle oder ob ihr die Haare a geschnitten werden sollten. Sie zog aber das letztere vor und diese Arbeit wurde von dem Kreisleiter und dann Koops vo schließend kam der Kreisleiter Hartmann in meine Küche … Meiner Frau erzählte er, dass das Mädchen eine Hure wäre, die des Nachts aus dem Fenster geht und wir hätten kein Wi sen davon. Meines Erachtens sind diese Ang ben völlig unrichtig, zuma Tatsächlich aber war ein eher harmloser Zwi- schenfall Auslöser der selbstherrlichen Bestra- fung des Mädchens gewesen (1): Die 16-jährige Anita V. arbeitete als Hausangestellte beim Bä- cker Hennig Neben in Handorf und ging an ei- nem Sonntag mit Freundinnen im Flüsschen Rottau am Ortsrand baden. Unter Aufsicht eines Wachmanns besuchten kurz darauf mehrere französische Kriegsgefangene ebenfalls diese Badestelle. Die Freundinnen suchten daraufhin eine andere Badestelle in der Nähe auf, aber das Mädchen musste noch einmal zurück, weil es etwas vergessen hatte. Sie wurde dort von den Kriegsgefangenen angesprochen und ant- Diesen „Vorfall“ teilte der Wachmann der Kriegsgefangenen umgehend dem Gendarme- Hauptwachtmeister Bruno Saar in Handorf mit, welcher das Mädchen verwarnte und gleichzeitig den Ortsgruppenleiter Henning Koops informierte, der dies dem Kreisleiter Hartmann in Buchholz meldete. Beide, Koops und Saar, verhörten daraufhin das Mädchen auf ihrer Arbeitsstelle, in der Bäckerei. Bäckerei H. Neben in Handorf Bäcker H. Neben erklärte 1947 in einem Ermitt- „Wie ich später erfuhr, wurde das eingeschüchterte Mädchen gefragt, ob sie in das Zuchthaus wolle oder ob ihr die Haare ab- geschnitten werden sollten. Sie zog aber das letztere vor und diese Arbeit wurde von dem Kreisleiter und dann Koops vorgenommen. An- schließend kam der Kreisleiter Hartmann in meine Küche … Meiner Frau erzählte er, dass das Mädchen eine Hure wäre, die des Nachts aus dem Fenster geht und wir hätten kein Wis- sen davon. Meines Erachtens sind diese Anga- ben völlig unrichtig, zumal ich am nächsten Ta-

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