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Für eine Liebe

Vorwort 2 Vorwort Als der Schriftsteller Rolf Hochhuth 1978 seinen Roman „Eine Liebe in Deutschland“ veröffent- lichte (geschildert wird darin die Liebesbezie- hung einer deutschen Frau mit einem polni- schen NS-Zwangsarbeiter, die mit einer Zuch- thausstrafe für die Frau und dem Tode des Po- len endete), darin das Wirken des Baden- Wür- thembergischen Ministerpräsidenten Filbinger als Marinerichter Hitlers vortrug, führten in der Folge auch die internationalen Proteste ob der Uneinsichtigkeit Filbingers („Was damals Recht war, kann heute kein Unrecht sein“) zu seinem schließlichen Rücktritt. Der Roman wurde in späteren Jahren aufgenommen in den Kanon der Gymnasialliteratur und wurde Pflichtlektüre der dortigen Schulen. Aber nicht lange: Im Jahre 2000 verfügte Stuttgarts damalige Kultusministe- rin Schavan für die Jahre ab 2002 die Heraus- nahme dieses Titels aus den verbindlichen Abi- tursprüfungen der Beruflichen Gymnasien – der Protest hielt sich in Landesgrenzen, der Bedeu- tungsgehalt dieser Opferliteratur reduziert. Was dann im Jahre 2007 folgte, ist bekannt. Zum Tode des Marinerichters Filbingers hielt der da- malige Ministerpräsident Oettinger seine Trauer- rede, in der er die Taten des uneinsichtigen furchtbaren Juristen vollständig zu legitimieren versuchte. Diese beispielhafte Reinwaschung der Nazi-Justiz führte wiederum zu internationa- len Protesten und nach langem Hin und Her zu einer vorsichtigen Distanzierung Oettingers, die allerdings schon deshalb unglaubwürdig ist, weil er z. B. nach wie vor als Ministerpräsident – in der Nachfolge Filbingers – Mitglied des Rechts- außen-Studienzentrums Weikersheim blieb und auch keine Anstalten machte, diese intellektuelle Kaderschmiede des Revisionismus zu verlassen, also an seinen Grundansichten - unterstützt von einer ganzen Anzahl seiner bedeutenden christ- demokratischen Parteigänger, die sich in dieser Debatte zu Wort meldeten – festhielt. Mit der Intention des bekannten Zitats seines Partei- freundes M. Stürmer („In einem geschichtslosen Land gewinnt derjenige die Zukunft, wer die Erinnerung füllt, die Begriffe prägt und die Ver- gangenheit deutet.“) wird die nächste politische Täter- und Tatenlegitimation nicht lange auf sich warten lassen. Mit der Herausgabe dieser Schrift versuchen wir in der permanenten Diskussion um die Interpre- tation der NS-Geschichte an die Opfer und an die Täter zu erinnern. „Das Ziel ist hoch gesteckt: Wir wollen erreichen, dass die Seele jedes Menschen berührt wird vom Leid der Opfer, vom Mut der Helfer und von der Niedertracht der Täter.“ ( Horst Köhler, Bun- despräsident, 27.1.2009 ) Danksagung: Wir bedanken und bei den nachfolgenden Insti- tutionen und Personen für die Gewährung eines Einblicks in das dortige Archiv, die vielen Anre- gungen und Hilfen über eine Korrespondenz, für die Überlassung von Material und Dokumenten: Bundesarchiv Berlin; Bundesarchiv Ludwigs- burg; Bundesarchiv Koblenz; Niedersächsisches Hauptstaatsarchiv Hannover, Frau Hoffmann; Archiv des Landkreises Lüneburg, Herrn Szes- ka; ITS/Internationaler Suchdienst Bad Arolsen, Herrn Gaudeck; Archiv der Gedenkstätte Neu- engamme, Herrn Möller; Herrn Dr. Helmut Kra- mer, Richter am OLG i. R. Ein besonderer Dank geht an Günter Heuser, einem Lüneburger Zeitzeugen, der erstmals als Angehöriger einer Opferfamilie über die Verfol- gung seiner Mutter in der Landeszeitung vom 18. Februar 2009 berichtete: „Verbotene Liebe endete tödlich Günter Heuser hat die Geschichte seiner Mutter erforscht – Sie starb im KZ, weil sie ein Kind von einem Polen bekam“ Seinem couragierten Bericht folgten mehrere Anrufe informeller Art, Hinweise auf Menschen in Stadt und Landkreis Lüneburg, die im Be- kanntenkreis als „Polenkinder“ gelten. Auch die- se Hinweise zeigen, dass es sich bei den hier beschriebenen Liebesverhältnissen nicht um Einzelphänomene handelte. Diesen Personenangaben sind wir aber nicht gefolgt. Wir haben es bewusst unterlassen, mit diesen Personen in Kontakt zu treten, weil wir mit unserem Wissen über diese Hintergründe nicht „Schicksal spielen“ wollten, was in man- chen Fällen eventuell zu Familientragödien und Leid geführt hätte. Auch haben wir alle persönli- chen Hinweise auf die betroffenen Frauen in dieser Broschüre anonymisiert.

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